Vor der Geburt, Feindiagnostik…
Nach jahrelangen Versuchen, ein Baby zu bekommen, war dies meine erste Zwillingsschwangerschaft, die es bis zur 20. Woche geschafft hatte. Ich war überglücklich. Nach sehr schwierigen Zeiten war ich aufgeregt, meine Zwillinge bei der Feindiagnostik zum ersten Mal dreidimensional zu sehen – ihre Gesichter, Hände, Füße… Auf eine komische Weise hatte ich im ersten Trimester der Schwangerschaft keine Übelkeit. Ich freute mich und dachte: „Oh, zum Glück!“ Doch genau in der 12. Woche begann plötzlich eine unglaubliche Übelkeit. Ich kämpfte mit bis zu zehnmaligem Erbrechen pro Tag, und wegen des Essens, das meine indischen Nachbarn zubereiteten, konnte ich kaum atmen. Fast ständig mussten wir ins Krankenhaus. In der 18. Woche war der Muttermund noch geschlossen, aber der Gebärmutterhals hatte sich auf 17 mm verkürzt. Der Arzt sagte, dies sei zwar selten, aber es könne vorkommen. Ab diesem Zeitpunkt war jede Infektion ein großes Risiko. Außerdem wurde eine riesige Lakune von 7 cm zwischen den beiden Babys entdeckt, und aufgrund dessen konnte mein kleines Mädchen nicht ausreichend versorgt werden. Aus diesen Gründen durfte ich das Krankenhaus nicht mehr betreten, und eine Krankenschwester half mir bei Bedarf mit Infusionen. Ich konnte sie tagsüber jederzeit telefonisch erreichen, wenn ich Hilfe brauchte.
Am Donnerstag war der Termin für die Feindiagnostik, und am Dienstag sagte ich meinem Mann, dass ich ein komisches Ziehen spürte, aber nicht wusste, was es war. Er antwortete mir, dass wir in zwei Tagen sowieso zum Arzt gehen würden und dass ich mich hinlegen und ausruhen sollte.
Zwei Tage später gingen wir zur Feindiagnostik in die Kudamm-Praxis. Der Arzt begann mit dem Ultraschall, und die Babys sahen normal aus, aber da meine Tochter hinten lag, konnten bei dem Bauchultraschall nicht alle Messungen durchgeführt werden. Der Arzt sagte, dass ein vaginaler Ultraschall nötig sei. Er begann mit dem vaginalen Ultraschall, hörte jedoch sofort auf. Der Trichter war bereits sichtbar. Seine erste Reaktion war:
„Der Muttermund ist schon 3 cm geöffnet.“
Zuerst verstand ich es nicht, ich war wie gelähmt vor Schock… Der Arzt sagte, es müsse dringend eine Notfall-Cerclage durchgeführt werden. Er gab mir einen Stapel Papiere und schickte uns direkt ins Charité Virchow Klinikum mit der Anweisung, dass ich mich so wenig wie möglich bewegen sollte. Langsam machten wir uns auf den Weg… Ich verstand immer noch nicht, was vor sich ging…
20+6 SSW
Im Charité weigerte sich der diensthabende Assistenzarzt, uns aufzunehmen, und sagte, in dieser Woche sei eine Geburt nicht möglich… Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und lief meterweit… Es gab nur eine Option. Ich sagte: „Lass uns ins Westend gehen, das ist wie mein Zuhause. Sie werden uns helfen…“
Wir fuhren dorthin. Vor der Tür sagte ich meinem Mann, dass ich nicht mehr laufen konnte. Ich legte mich auf eine Bank. Die Oberärztin kam mit einer Trage zu mir und sagte, ich solle mich nicht bewegen. Ich erzählte ihr, dass eine Notfall-Cerclage durchgeführt werden müsse, aber mir wurde gesagt, dass das inzwischen nicht mehr möglich sei. Die Geburt hatte bereits begonnen. Die Ärztin rief den Chefarzt an. Sie sagte mir: „Es ist wie ein Glücksspiel. Vielleicht haben wir Glück, vielleicht können wir die Geburt noch eine Weile hinauszögern.“ Sie sagte mir auch, dass das Charité Virchow Klinikum in dieser Hinsicht sehr professionell sei und dass meine einzige Chance darin bestehe, dort aufgenommen zu werden. Eine Stunde nachdem ich in ein Zimmer gebracht worden war, kam ein Krankenwagen, um mich ins Charité zu bringen… Ich war unter Schock und verstand immer noch nicht, was passierte.